Donnerstag, 23. September 2010

Neues vom College Boy


Die vergangenen beiden Wochen waren wieder sehr ereignisreich.

Vor zwei Wochen fand in Jackson das jährliche Celtic Fest statt.
Dort konnten wir dann alle unsere Tänzerqualitäten unter Beweis stellen.
Das hat die Damen natürlich sehr gefreut.
Außerdem hatte ich zum ersten mal Besuch aus der Heimat. Mein Cousin Pierre hatte auf seiner Reise durch den Süden auch im schönen Mississippi einen Halt eingeplant.
Oft werde ich nach Bildern vom 
Campus gefragt und nun
ist es soweit. Bei 37° C
im Schatten habe 
ich mich vergangene Woche
auf Fotosafari begeben.
Die eindrucksvollen Gebäude wurden
teilweise bereits vor dem 
Bürgerkrieg errichtet.
Die Innenansicht der Universitätsgebäude
Und besonders wichtig das Frauenwohnheim
Mit großem Stolz gedenken die Amerikaner 
in den Südstaaten den Konförderierten Staaten.
Meine Tür im Wohnheim
Zum Größenvergleich mal ein deutsches Auto 
mit seinem großen amerikanischen Bruder
Am Wochenende ging es dann nach Vicksburg und 
bereits auf der Hinfahrt war die Stimmung unschlagbar.

Die liebevoll aufgearbeiteten Schlachtfelder
rund um die moderne Stadt Vicksburg lassen 
das Historikerherz höher schlagen.
Auf einigen Streifzügen abseits der ausgewiesenen Pfade versuchten wir die Schlacht aus dem Bürgerkrieg in ihrer Gesamtheit zu erfassen.
Hoch oben auf einem Hügel fühlen sich die Deutschen wohl.
Der Blick kann hier in die Unendlichkeit der Natur schweifen.
Nach Stunden in der Sonne gab es dann noch eine kleine Abkühlung in der Innenstadt.
In den Südstaaten trinken viele Leute 
ausschließlich Mtn Dew und auch ich 
habe Gefallen daran gefunden.
Auf dem Campus sitzt man nachts, 
wenn die Hitze des Tages vergangen ist, 
oft zusammen und spielt Brettspiele.

Die dem deutschen so lieben Regeln gelten 
nun auch im Einvernehmen mit dem 
afroamerikanischen Mitbewohner 
auf der gemeinsamen Toilette.
Vergangenen Sonntag war ich dann auf 
meiner ersten Pool Party eingeladen.
Die beeindruckende private Badelandschaft 
im Country Club in Jackson
Natürlich war ich mehr als begeistert.
Max konnte sich sogar einige Freudentränen nicht verkneifen :-D

Post aus der Heimat

Damit ich euch nicht vergesse und ihr mich nicht vergesst:
Jonathan Grein
MC Box 6052
200 S Capitol Street
Clinton Mississippi 39058
USA

Bier


Große alte Bäume ziehen an mir vorüber. Ich kann sie kaum wahrnehmen. Sollte das meine erste Erfahrung mit Rassismus gewesen sein?
Das Auto fährt schnell. Fast 80 Meilen in der Stunde. Zielstrebig fährt der geräumige Minivan in die Dunkelheit. Er kennt sein Ziel nicht und ich, der Beifahrer, kenne es auch nicht. Es ist mir auch egal. Bleiern liegt der Geruch von Benzin auf meiner Lunge und zwischen meinen Zähnen knirscht ein Körnchen texanischen Sandes. Es ist wahrscheinlich jener rote Sand, der hier die Landschaft prägt und einem seit gestern das unbeschreibliche Gefühl verschafft, endlich im Wilden Westen angekommen zu sein.
Da sind immer wieder diese Bäume. Bäume, die so hoch und alt sind, dass sie die Heimat nicht kennt. Doch jetzt sind sie nur noch schwere und endlose Schatten. Die Sonne lässt sich kaum mehr erahnen. Sie ist bereits hinter dem Horizont verschwunden. Ganz beiläufig kommt mir der Gedanke in den Kopf, dass sie ja im Westen untergeht . Im Westen? Manifest Destiny. Aber gilt das nicht auch heute noch für jeden? Also kann ich im Westen doch nicht falsch oder fremd sein? Wieder reift die Wut und die Hilflosigkeit im Bauch zu einem großen schwarzen Ball heran, der einen zu verschlingen droht.
Im Augenwinkel werden die Bäume nun immer lückenhafter und geben für den Bruchteil einer Sekunde den Blick auf die endlosen Felder und Wiesen frei, die das letzte Sonnenlicht so krampfhaft festzuhalten scheinen. Ab und an kann man auch eine der wuchtigen Ölförderpumpen in der Dunkelheit erahnen, die sich in stoischer Ruhe auf und ab bewegen. Das hier ist Ölland. Es ist eine seltsame Symbiose, die Natur und Technik so bereitwillig eingehen. Aber das Land ist so groß. So unfassbar groß. Die Natur, die überall mit ihrer Unberührtheit lockt, ist allgegenwärtig. Dem Deutschen fehlt die gewohnte Ordnung in der Natur und oft fühlt man sich verloren oder wie auf einem anderen Planeten.
Doch alles was um mich herum passiert, setzt meine Gedanken nicht frei. Welchen Grund mag der Verkäufer wohl gehabt haben, uns so zu behandeln? War es nur die Tatsache, dass wir Deutsche sind oder vielleicht doch mehr?
Mit großer Freude habe ich den Liquor Store betreten. Vorfreude, um genau zu sein. Endlich mal ein Bier mit ein paar neuen Freunden trinken – und dann das.
Strahlend und verheißungsvoll haben uns die bunten Lichter des gut sortieren Alkoholgeschäfts empfangen, als wir den Laden betraten. Schon nach wenigen Sekunden hatten wir gutes deutsches Bier in einem der Regale ausgemacht. Ein Stück Heimat in der Fremde. Zielsicher griff ich nach einem Karton mit 12 deutschen Bieren, während der Rest der Gruppe sich noch im Laden umsah. Auf dem Weg zur Kasse spürte ich wie die Kälte aus dem Bier in meine Hand fuhr, was die Vorfreude noch steigerte. Es war eine seltsame Atmosphäre in diesem Laden, der ausschließlich Alkohol verkauft. Das künstliche Licht tauchte all die Spirituosen, die vom Frost der Kühlanlagen überzogen waren, in eine funkelnde Hülle. Reglos schauten die Angestellten, die neben unserer Gruppe die einzigen im Laden waren, unserem Treiben zu. Als ich an der Kasse angekommen war und Ware auf dem Tresen abgelegt hatte, wurde mir die obligatorische Frage nach einem Ausweis gestellt.
Der Mann hinterm Tresen war alt. Ein grauer Dreitagebart und eine Randlosebrille waren das einzig markante an seiner Erscheinung. Zunächst sah er mich noch mit der vertrauten Südsaatenfreundlichkeit in seinem Gesicht an, als er einen Blick auf meinen Pass geworfen hatte und ihm klar wurde, dass kein Amerikaner vor ihm stand, sondern ein Deutscher, war es mit der Freundlichkeit vorbei. Er gab mir unmissverständlich zu verstehen, dass er an uns kein Bier verkaufen wird. Als mein Freund Miles sich einmischte und mit einer schwungvollen Bewegung den hastig gezückten, amerikanischen Führerschein auf den vergilbten Tresen manövrierte, ging ich für einen flüchtigen Moment davon aus, dass die Situation gerettet sei.
Doch ich lag falsch. Schon im nächsten Augenblick wurde der Kreis, der nicht zum Kauf berechtigten Ausländer, um Amerikaner aus Mississippi erweitert. Fassungslos blickten wir einander an. Was passierte hier? Als ich freundlich aber bestimmt darauf hinweisen wollte, dass alle Pässe gültig sind und er keinen Grund hat uns den Handel derart zu erschweren, fuhr mir der greise Kassierer ins Wort und erneuerte seinen Standpunkt. Kein deutsches Bier für Deutsche. Mit einem retardierten Gespür für die Gefährlichkeit der Situation versuchte ich weiterhin mein Glück.
Der alte Herr machte einen Schritt nach vorn. Unmittelbar fuhr es mir wie ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Der nächste Schritt in dieser Diskussion ist die Waffe, die er unterm Tresen hervorholt.
Schnell. Schnell raus. Zwei, drei große Schritte und die automatische Tür ging auf. Wie automatisch bewegten sich auch meine Lippen. „This is racism!“(Das ist Rassismus)  suchte ganz von allein und unwillentlich seinen Weg tief aus meinen Lungen und durch meinen Mund in die kühle Luft des sterilen Alkoholladens. Verwundert schauten meine Freunde mir nach, nur um im nächsten Moment selbst die Flucht zu ergreifen.

Und nun?
Jetzt scheint das alles so fern zu sein. Doch der Groll sitzt tief. Alles zieht an mir vorbei und ich weiß nicht, was ich denken soll. „Glück im Unglück“, schießt mir in den Kopf, aber das passt nicht wirklich. Es ist eine Erfahrung und die spiegelt nicht das, was man sonst erlebt. Es ist eine Erfahrung und die ist wertvoll.

Mittwoch, 8. September 2010

Uni, neue Freunde und dann Texas

Es ist ja nun schon eine Weile her, dass ich die Heimat das letzte mal mit Informationen versorgt habe. In letzter Zeit habe ich mich vor allem mit dem Studium beschäftigt und den Kampf gegen die Pfunde aufgenommen.


Das DVD-Workout P90X ist fester Bestandteil meines Tages geworden.
Nach zwei Wochen Studium und vielen neuen Bekanntschaften, ging es für mich mit einigen neuen Freunden über das lange Labor-Day-Wochenende nach Texas.



Als wir zunächst im Stau standen, weil wir nicht alleine das lange Wochenende für einen Kurzurlaub nutzten, konnte ich mir ein Bild davon machen, wie der Ungeduldige in den USA auf einen Stau reagiert. Insgesamt 51 Fahrzeuge fuhren über den Mittelstreifen auf die Gegenspur um nicht im Stau zu stehen.
Und dann waren wir in Texas oder besser gesagt im Wilden Westen. Zwischen Pferden und Pickup-Trucks auf roter texanischer Erde lachte das Cowboyherz dann endgültig.















Kaum in Texas, machten wir uns auf den Weg und schauten uns ein Rodeo an.
Das sah dann so aus:
oder eben auch so:

Als uns dann das Bargeld ausging konnten wir erste Erfahrungen im Umgang mit einem befahrbaren Geldautomaten machen. Das müssen wir aber noch üben.


Nachdem wir uns mit dem passenden Kleingeld versorgt hatten, fuhren wir aus einen der größten Flohmärkte, der USA der mit 28 Meilen Verkaufsständen werben kann. Da der Amerikaner nicht gerne geht, gibt es auch eine Möglichkeit sich vorübergehend mit einem elektrischen Rollstuhl auszurüsten.


Auf einem texanischen Flohmarkt ist der Verkauf von Feuerwaffen eine Selbstverständlichkeit.


















Noch am selben Abend dürften wir dann mit einer Dreijährigen ihren Geburtstag feiern.


 Anschließend wurden wir dann noch im Mustang nach Hause bzw zurück zu unsrer Unterkunft gefahren.


















Hier ist nochmal die gesamte Reisegruppe.


Natürlich konnte man sich dem Studium nicht für ein ganzes Wochenende entziehen, so dass man gelegentlich auch mal in ein Buch schauen musste.


Und noch ein Bild von mir und meiner deutschstämmigen Gastgeberin Mandy.


Am nächsten Tag fuhren wir dann an einen nahegelegenen See.
























Am Abend konnten die Deutschen dann ihre Kochkünste unter Beweis stellen und wie schon zuvor in Tennessee gab es auch in Texas wieder Schnitzel.



Beim anschließenden Risikospiel machte das Team Deutschland seinen Platz an der Sonne geltend und konnte am Ende sogar die Weltherrschaft durchsetzen.


Labor Day bot uns dann die Gelegenheit Texmex zu essen und auf dem Weg zurück nach Mississippi nocheinmal in ein Einkaufszentrum zu gehen.



















Zum Schluss noch ein Schnappschuss vom Highway: